Die Geschichte der Reanimation


Wusstet Ihr, dass die ersten Erkenntnisse zur Herz-Lungen-Wiederbelebung bereits im 19. Jahrhundert von deutschen Wissenschaftlern und Ärzten erlangt wurden?

Bereits 1878 gelang es dem Mediziner Rudolf Boehm durch Experimente an Katzen Wiederbelebungsversuche durch Kompression des Brustkorbes durchzuführen. Er beobachtete dabei die Auswirkungen der Kompressionen auf Herzschlag und Atmung.

Die erstmalige klinische Beschreibung und Entwicklung der externen Herzdruckmassage erreichte Franz Koenig im Jahr 1883. Er war Vorsitzender der Klinik für Chirurgie an der Georg-August-Universität in Göttingen und später Professor für Chirurgie, u.a. in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität zu Berlin). Koenig veröffentlichte in seinem Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie seine Wiederbelebungstechnik bei der Chloroform-Synkope, die Fokus auf eine Kompression der Herzregion setzte, statt der damaligen im Operationssaal angewandten Beatmungstechnik. Seine Methode zur Wiederbelebung rettete damals ein halbes duzend Patient*innen.

1887 studierte der Arzt Paul Kraske den Zusammenhang zwischen künstlicher Beatmung und Blutkreislauf des Menschen und entwickelte darauf aufbauend ein Wiederbelebungsverfahren. Mit dem Ziel einer künstlich erzeugten Zirkulation empfahl er eine Kombination aus der Silvesterschen Beatmung, einer Inversion des Patienten sowie des Zusammendrückens des Brustkorbs, sodass das Zwerchfell stark in die Höhe gedrängt wird.

Dr. Friedrich Maass veröffentliche am 21. März 1892 in der Berliner Klinischen Wochenschrift und einem französischen Journal die ersten Erfolge einer extern durchgeführten Herzdruckmassage. Dabei wurde die Methode von Kraske weiterentwickelt und vereinfacht. Maass veränderte die Anzahl der Kompressionen von 40- 80 pro Minute auf 120 pro Minute und erzielte damit Erfolge.

Er beschrieb seine Methode wie folgt:
„Man tritt auf die linke Seite des Kranken, das Gesicht dem Kopf desselben zugewandt, und drückt mit raschen kräftigen Bewerbungen die Herzgegend tief ein, indem der Daumenballen der geöffneten rechten Hand zwischen Stelle des Spitzenstoßes und linken Sternalrand gesetzt wird. Die Häufigkeit der Compressionen beträgt 120 und mehr in der Minute. […]“

Zusätzlich stellten Koenig und Maass ihre Wiederbelebungstechnik in Berlin auf einem chirurgischen Kongress vor. Die Technik fand in Deutschland jedoch keine regelmäßige Anwendung und konnte sich auch international nicht durchsetzen. Aus diesem Grund wurde erst 69 Jahre später die externe Herzdruckmassage von William Kouwenhoven wiederentdeckt, ohne dass er von den bisherigen Entdeckungen zu wissen schien. Seine Entdeckungen wurden 1961 im Journal oft the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht und fanden nun erstmals auch internationale Anerkennung. Die Technik und Errungenschaften der deutschen Ärzte Koenig und Maass waren über die Jahre somit in Vergessenheit geraten.

Vielen Dank an den German Resuscitation Council GRC/ Deutscher Rat für Wiederbelebung e.V. und besonders an Frau Brock für diesen interessanten Artikel!

Quellen:
Böhrer, H, Goerig, M, Early proponents of cardiac massage, Anaesthesia, 1995, Volume 50, pages 969-97, November 1995
Figl, M, Pelinka, L, Mauritz, W, Franz Koenig and Freidrich Maass, Resuscitation (2006), 70, 6-9, Mai 2006
Dr. Maass, Die Methode der Wiederbelebung bei Herztod nach Chloroformeinathmung, Berliner Klinische Wochenschrift, 21.03.1892
Prof. Dr. von Brunn, M., Die Allgemeinnarkose, 1913