Kooperationsvereinbarung zur verpflichtenden Einführung von
Reanimationsunterricht ab dem Schuljahr 2026/27 unterzeichnet
Ulm, 09.07.2025 Pressemitteilung des GRC
Ab dem Schuljahr 2026/27 wird Reanimationsunterricht für alle Schüler*innen der Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen (NRW) verpflichtend eingeführt.
Am Montag, 07.07.2025 wurde im Ministerium für Schule und Bildung in Düsseldorf eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Wir und viele weitere Partner waren mit dabei. Mit dieser Unterzeichnung setzt NRW ein klares Zeichen, um die Laienreanimation an Schulen zu stärken. Ziel ist es, junge Menschen frühzeitig mit der lebenswichtigen Leitformel „Prüfen – Rufen – Drücken“ vertraut zu machen und sie zu befähigen, im Ernstfall schnell und richtig zu handeln.
Seit dem Start des Modellprojekts „Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen“ im Jahr 2017 bis heute setzten sich zahlreiche Schulen aktiv dafür ein, Leben zu retten. Auch der Deutsche Rat für Wiederbelebung e.V. (German Resuscitation Council; GRC) war von Anfang an in diesem Projekt mit eingebunden.
Viele Lehrkräfte und Schüler*innen an NRW´s Schulen erhielten z.B. durch uns regelmäßige Reanimationstrainings. Nun verfolgt die Landesregierung ein klares Ziel: Ab dem Schuljahr 2026/27 soll die Laienreanimation flächendeckend und verpflichtend in der Sekundarstufe I verankert werden. Damit soll ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Überlebenschancen bei Herz-Kreislaufstillständen geleistet werden. Bei der gestrigen Unterzeichnung war auch der Vorstandsvorsitzende des GRC Professor Bernd Böttiger vertreten. In seinem Statement betonte er: „Ich bin unglaublich glücklich und stolz das Nordrhein-Westfalen nun diesen einen weiteren entscheidenden Schritt geht. Seit vielen Jahren setzen wir uns intensiv mit dem Thema Laienreanimation auseinander. Dass der Reanimationsunterricht nun für alle Schüler*innen verpflichtend wird, ist ein bedeutender Schritt – und ein großer Erfolg. Diese Entscheidung wird dazu beitragen, viele Menschenleben zu retten.“
Warum ist das Reanimationstraining in Schulen so wichtig?
Jährlich erleiden mehr als 120.000 Menschen in Deutschland einen Herz- Kreislaufstillstand, 70.000 davon werden reanimiert. Dies ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Bei einem Herz-Kreislaufstillstand zählt jede Minute. Allein drei Minuten ohne Sauerstoff können das Gehirn irreparabel schädigen. Fünf Minuten ganz ohne Sauerstoff und das Gehirn ist in nahezu allen Fällen tot. Bis in Deutschland jedoch der Rettungsdienst eintrifft, dauert es durchschnittlich neun Minuten. Es ist daher unbedingt erforderlich, bei einem Herz-Kreislaufstillstand sofort mit einer Herzdruckmassage zu beginnen. Da der Herz-Kreislaufstillstand häufig im häuslichen Umfeld geschieht, überleben aktuell nur zehn Prozent der Betroffenen, weil das Wissen um die einfachen Handgriffe und das richtige Handeln bei Angehörigen meist fehlt. Nur in 55 Prozent der Fälle helfen medizinische Laien vor Ort und führen vor dem Eintreffen der Notärztin oder des Notarztes eine Herzdruckmassage durch. Dabei ist es tatsächlich kinderleicht, zu helfen! Würden deutlich mehr Bürger*innen Wiederbelebung erlernen und beherrschen, könnten wir in Deutschland mindestens 10.000 Menschenleben jährlich zusätzlich retten!
Schon seit 2015 wird auf u.a. unsere Initiative hin von der Weltgesundheitsorganisation WHO für alle Schüler*innen Unterricht in Wiederbelebung ab der 7. Klasse empfohlen. Und tatsächlich ist die Schüler*innenausbildung eine der effektivsten, einfachsten und nachhaltigsten Methoden, um die Reanimationsquote durch Laien zu steigern. Die Schüler*innen dienen als Multiplikatoren im Familien- und Freundeskreis und tragen ihr Wissen nachhaltig weiter. Wiederbelebung wird dadurch so einfach wie Fahrradfahren oder Schwimmen. Bereits im Jahr 2014 empfahl auch in Deutschland der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz eine flächendeckende Einführung von Reanimationsunterricht in Schulen. Diese Empfehlung wurde jedoch in den meisten Bundesländern bis heute nicht, beziehungsweise nicht flächendeckend, umgesetzt. Immer mehr Bundesländern veranlassen nun aber eine verpflichtende Einführung von Reanimationsunterricht. Wir freuen uns und wünschen uns sehr, dass andere Bundesländer bald entsprechend folgen werden.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller und Prof. Dr. Bernd Böttiger